Beschreibung
Das Erscheinungsbild der Rasse
Das Belgische Bartkaninchen wird nur schwarzwildfarbig gezüchtet. Trotzdem ergeben sich bereits bei den ursprünglich vorhandenen Tieren erhebliche Unterschiede, die vor allem in der Zwischen- und Deckfarbe sowie dem Kontrast der Abzeichen zum übrigen Fell zu suchen sind.
Typ | ||
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Typ der Rasse (Häsin) mit rötlichem Fell, auch im Alter noch vorhandener Flankenmähne (die nach der alten Beschreibung bei älteren Tieren verschwinden kann) und markantem Bart, der von hellen Kinnbackeneinfassungen
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Augenringe | ||
Die weißen bis cremefarbigen Wildfarbigkeitsmerkmale (Augenringe, Nasen- und Kinnbackeneinfassungen) kontrastieren reizvoll mit der dunklen Gesichtsmaske, dem "Bart", und prägen den Gesichtsausdruck
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Ohren | ||
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Bezeichnend sind die kurzen und breiten Ohren, die den kräftigen Kopf betonen
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Flankenhaare | ||
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Dieses Detail eines erwachsenen Tieres im Fellwechsel zeigt die andersartige Haarstruktur und Färbung der Abzeichen
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Nacken | ||
Der Nackenkeil ist dunkel, nicht zimtbraun wie bei den grauen Farbschlägen. Er gehört daher zu den Abzeichen und besitzt auch deren feine Haarstruktur
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Bauchseite | ||
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Die Unterseite mancher Tiere ist rötlich überlaufen und vermittelt zur Hasenfarbe, die Tiere mit besonders hohem Rotanteil kennzeichnet
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Abzeichen | ||
Am deutlichsten sind Abzeichen und Bart an Jungtieren zu erkennen.
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jedoch haben manche Tiere auch im hohen Alter noch schöne Fellkontraste
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Fell | ||
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Der Felltrichter im normalhaarigen Rückenfell zeigt eine blauschwarze Unterfarbe und eine breite, rotbraune Zwischenfarbe - sie macht das Fell "warm und wildfarbig" | |
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Der Felltrichter in den Flankenabzeichen eines 10 Wochen alten Jungtieres zeigt unzonierte, schwarze Haare von feiner, angoraähnlicher Struktur, wie sie auch im Gesicht vorhanden sind und dort "Bart" heißen |
Das Rassemerkmal - Abzeichen und Bart
Die Abzeichen - bedingt durch den rezessiven Fellstruktur-Faktor "zz" - sind schon beim neugeborenen Tier durch die rosige Färbung der Flanken zu erkennen. Sie werden durch besondere, feinwollig strukturierte Haare hervorgerufen, die auf bestimmte Körperbereiche beschränkt sind. Diese Haare wachsen langsamer als das normale Fell und sind daher hier zunächst kurz (!) und dunkel; später gleichen sie sich dem (zonierten) Normalhaar an, behalten aber die feine Struktur.
Hierhin gehört auch das namengebende Merkmal der Bartkaninchen, nämlich der Bart als solcher. Er wird selbstverständlich ausschließlich im Gesicht getragen und besteht aus den markanten Abzeichen auf den Wangen; diese Abzeichen setzen sich auf der Stirn fort und formen so eine dunkle Gesichtsmaske, die sich vom normalhaarigen Fell auf dem Nasenrücken sowie den Wildfarbigkeitsmerkmalen kontrastreich absetzt. Die bekannten Farbgene spielen hierbei offenbar keine Rolle.
Der Bart ist bei phänotypisch reinrassigen Bartkaninchen immer deutlich zu erkennen und darf nicht mit der Mähne verwechselt werden, die lediglich eine Haarverlängerung bewirkt.
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Jungtiere mit 3 Tagen lassen bereits die Rassemerkmale erkennen |
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mit 8 Tagen wächst das Fell - die Abzeichen färben sich dunkel |
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Der Bart im Gesicht wächst am Anfang langsamer |
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mit 3 Wochen ist das erste Fell durchgefärbt |
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mit 5 Wochen sind die Abzeichen besonders kontrastreich |
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mit 9 Wochen wird das ganze Fell langhaarig, die Kontraste verwischen wieder |
Die Mähne
Die Mähne (partielle Langhaarigkeit) wird oft als das eigentliche Rassemerkmal der Bartkaninchen angesehen, weil sie gelegentlich sehr auffällig ist.
Das Erscheinungsbild dieser Rasse ergibt sich aber erst aus dem Zusammenspiel dieses Faktors mit den Abzeichen und der Wildfarbe. Auch andere Rassen ("Löwenkopfkaninchen") besitzen dieses Merkmal; es ist ebenfalls ein Fellstruktur-Faktor.
Die Mähne befindet sich nicht an genau denselben Stellen wie die Abzeichen, es gibt aber weite Überschneidungsbereiche, wo sich beide Faktoren beeinflussen. Dieser Faktor bewirkt eine Verlängerung der Unterwolle, so dass die Mähne auch wie das Normalhaar zoniert sein kann. Im Bereich des Bartes und der Abzeichen, wo die Haare einfarbig dunkel sind, ist auch die Mähne dunkel. Gelegentlich ist hier aber auch eine Aufhellung an den Spitzen zu beobachten, die durch eine Farbverdünnung aufgrund des Längenwachstums hervorgerufen sein könnte.
Warum ein zweiter Faktor?
Das Vorhandensein eines zweiten Erbfaktors ergibt sich - nachdem die Ergebnisse der F2-Generation bekannt waren - bereits aus dem Erscheinungsbild der F1-Generation aus dem Erhaltungszuchtprojekt
Die F1-Tiere tragen als phänotypisch erkennbaren Langhaarfaktor eine vergängliche Mähne - die Rasse Graue Wiener ist aber normalhaarig! Die F1 hat jedoch keinen Bart. Wäre das gesamte "Bartkaninchen" incl. der Mähne in einem einzigen - in der F2 als rezessiv erkannten - Faktor konzentriert, hätte die F1 vollständig normalhaarig sein müssen.
Da der Erbgang der einzelnen Faktoren nicht veränderbar ist, ist daher die Mitwirkung eines weiteren - allerdings unvollständig dominanten - Faktors zu fordern, denn sonst hätte die F1 eine volle Mähne haben müssen.
Bei der Erhaltungszucht mit GrW konnte der Mähnen-Faktor nicht erstrangig berücksicht werden, da zunächst nicht hierauf, sondern auf die (rezessiven) Abzeichen selektiert wurde. Daher ist bei diesen Tieren eine - phänotypisch nicht immer gut erkennbare - Spalterbigkeit vorhanden.
Auch bei historischen Tieren sind aber erhebliche Variationen festzustellen - es ist daher nicht sicher, ob nicht auch hier schon Spalterbigkeiten vorhanden waren/sind.
Individualentwicklung der Mähne
Die Ausprägung der Mähne unterliegt nicht nur den Einflüssen des saisonalen Haarwechsels, sondern ist auch erheblich von der Individualentwicklung im Jugendalter abhängig. Dadurch ergeben sich in den ersten Lebensmonaten rasante Veränderungen, die die Beurteilung von Jungtieren - in Bezug auf diesen Faktor - erheblich erschweren können.
Die folgenden Bilder zeigen die Entwicklung der Häsin 9D1 - 3.5.67 im Laufe eines Jahres.
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Mit 8 Wochen zeigt sich eine durchgehende dunkle Mähne und eine längere Behaarung auf dem Hinterrücken |
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Mit 14 Wochen werden einige Partien der Mähne noch länger ... |
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.. bis mit 6 Monaten nur noch diese vorhanden sind |
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Mit 7 Monaten ist das normalhaarige Fell ausgebildet, Die Mähne ist lang, aber lückig und bekommt helle Spitzen |
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Mit 9 Monaten steht der erste Wechsel zum Winterfell an - die Abzeichen kommen wieder deutlicher zum Vorschein |
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Mit 11 Monaten lässt sich eine ausgewogene Fellstruktur erkennen - erst jetzt hat man ein "fertiges" Tier vor sich! |
Der umgekehrte Fall kommt aber auch vor:
Bei dieser Häsin 9D1 - 5.6.235 trat die durchgehende und lange Flankenmähne erst mit 7 Monaten auf - vorher war davon nichts zu ahnen. Beide Eltern dieses Tieres haben zudem fast keine Mähne!
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Häsin 9D1_5.6.235 in den ersten Monaten nur wenig ausgeprägte Abzeichen |
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Häsin 9D1_5.6.235 im Alter von 1 Jahr mit voll ausgeprägten Abzeichen |
Varianten der Mähne
Die alte Rassebeschreibung besagt, dass die Mähne bei Jungtieren am stärksten ausgeprägt ist und bei älteren Tieren an den Flanken verschwinden kann. Dies ist jedoch nicht immer der Fall! Zu beachten sind folgende Variationen:
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Ausdehnung auf den Körper (durchgehend, unterbrochen)
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Länge der Mähnenhaare
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Farbe der Mähne (hell, dunkel)
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Gibt es Unterschiede zwischen Häsinnen und Rammlern?
Möglicherweise handelt es sich bei der Mähne auch um eine Faktorengruppe, die sich anhäufen und verstärken kann. Die Vererbung der verschiedenen Variationen ist noch weiter zu beobachten. Bisher sind Regelmäßigkeiten nur schwer feststellbar:
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Nachkommen langbemähnter Eltern sind nicht immer auch langhaarig
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Nachkommen kurzhaariger Eltern können eine vollständige Mähne bekommen
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Innerhalb einer Paarung/eines Wurfes können verschiedene Ausprägungen der Mähne auftreten
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Ob die Mähne im Alter erhalten bleibt bzw. erst dann erscheint, lässt sich
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Dieser aus Belgien stammende Rammler hat fast keine Mähne. |
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Auch diesem aus ursprünglichen Warder-Herkünften gezüchteten Rammler fehlt die Mähne weitgehend |
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Diese Althäsin aus reiner Warder-Nachzucht ist die Mutter dieses Rammlers und hat noch mit 5 Jahren eine vollständige und ausgewogene Mähne |
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Bei dieser Häsin ist die Behaarung auf der Brust sehr ausgeprägt, die Seitenmähne ist tief angesetzt |
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Beide Häsinnen haben dieselben Eltern; der Vater hat eine unterbrochene, aber lange Mähne |
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Diese Häsin hat eine hoch angesetzte helle Mähne, die die Abzeichen an den Flanken völlig verdeckt |
Individualentwicklung der Abzeichen
In der weiteren Entwicklung können sich die Fellkontraste an den Flanken abschwächen, im Extremfall bleiben nur noch die Abzeichen am Kopf (eben der "Bart") erhalten. Dies ist offenbar individuell unterschiedlich veranlagt und nicht unbedingt vom Alter abhängig.
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Diese Häsin im Haarwechsel zeigt nur die Abzeichen am Kopf - den "Bart" |
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Ein Rammler ursprünglicher Abstammung mit kontrastreichen Abzeichen und wenig Mähne |
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6 Jahre alte Häsin mit deutlichen Abzeichen |
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Dieses Detail eines erwachsenen Tieres im Fellwechsel zeigt die andersartige Haarstruktur und Färbung der Abzeichen |
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Der Felltrichter im normalhaarigen Rückenfell zeigt eine blauschwarze Unterfarbe und eine breite, rotbraune Zwischenfarbe |
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Der Felltrichter in den Flankenabzeichen eines 10 Wochen alten Jungtieres zeigt unzonierte, schwarze Haare von feiner, angoraähnlicher Struktur |
Quelle:
http://www.hamannundschulte.de/BB/erscheinung.html
http://www.hamannundschulte.de/BB/bart.html
http://www.hamannundschulte.de/BB/maehne1.html
http://www.hamannundschulte.de/BB/maehne2.html